Fachforum - Begleitprozesse betrieblicher Weiterbildung

Anknüpfend an das erste Fachforum „Synergien aus betrieblicher und personenbezogener Bildungsberatung“ haben das Modellprojekt „Stärkung betrieblicher Weiterbildung – ProfiWB“ (SenIAS) und der Weiterbildungsverbund MEKA-BB (BMAS) zu einem weiteren Treffen am 15.06.2022 eingeladen. Unterschiedliche Formate von Begleitprozessen wurden in drei konkreten Beispielen aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven vorgestellt: aus Sicht eines externen Beraters, der Nutzen einer externen Begleitung aus Unternehmenssicht sowie Erfahrungen aus einem innerbetrieblichen Qualifizierungsprogramm interner Bildungsbegleiter*innen. Bei dem anschließenden Austausch über Erfahrungen zu notwendiger und stattfindender Begleitung von Weiterbildungsprozessen in den Betrieben standen Anforderungen an betriebliche und externe Bildungsbegleiter*innen aber auch an die Lernenden selbst im Mittelpunkt.

 

Frau Margrit Zauner übernahm als Leiterin der Abteilung Arbeit und Berufliche Bildung der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales – und damit Fördermittelgeberin von ProfiWB – den ersten Beitrag zur Unterstützung betrieblicher Lernprozesse. Sie verdeutlichte, dass Lernen ein komplexer Prozess ist, der häufig in nicht organisierten Lernprozessen erfolgt, zugleich aber auch immer ein langfristig anschlussfähiger Prozess sein muss. Damit stellt sich die Frage danach, welche Lernprozesse förderfähig sind, bzw. wo betriebliches Lernen endet und individuelles Lernen beginnt. Zur Lösung dieser Herausforderung wird seitens der Senatsverwaltung stets der Ausgleich zwischen den Bedarfen der Unternehmen und dem Allgemeininteresse fokussiert, so dass sowohl die Betriebe als auch die Individuen selbst von Förderungen profitieren können. 

 

Das Beispiel für die externe Begleitung eines Unternehmens wurde von Unternehmensberater Ferdinand Kögler vorgestellt. Es wurde deutlich, dass ein solcher Begleitprozess komplex ist und stets als Gesamtstrategie im Sinne der Organisationsentwicklung verstanden werden muss: So sind häufig viele unterschiedliche Themen gleichzeitig in dem jeweiligen Betrieb zu berücksichtigen und anzugehen, wobei nicht zwangsläufig am Beginn sichtbar ist, wo genau der Qualifizierungsbedarf verortet ist. Das von Herrn Kögler vorgestellte Beispiel eines Tischlerei-Betriebes wurde bei der Unternehmensnachfolge, der Modernisierung der Arbeitsabläufe durch Einführung agiler Arbeitsmethoden sowie bei der strukturierten Umsetzung der Ausbildung begleitet. Parallel dazu wurden die jeweiligen Etappen durch ein Coaching des Betriebsinhabers reflektiert. Wichtig ist dabei die kontinuierliche, langfristige Begleitung, alle Beteiligten zu involvieren und in kleinen Schritten vorzugehen. Die größte Herausforderung bei der externen Begleitung ist es, den Prozess trotz des Spannungsfeldes zwischen operativem bzw. Tagesgeschäft und der erforderlichen strategischen Unternehmensentwicklung während der gesamten Prozesslaufzeit aufrecht zu erhalten.

 

Von der Begleitung eines Unternehmens durch Externe hat Stefanie Sarnoch, die Geschäftsführerin der gleichnamigen Firma Sarnoch Pulverlackierung GmbH, in einem moderierten Gespräch berichtet. Ihr Unternehmen hat einen wachsenden Bedarf an Mitarbeitenden, die in der Lage sein sollten, die Arbeit mit neuen, auch digitalen Tools zu bewerkstelligen. Regelmäßige Gespräche und das kontinuierliche Im-Austausch-Bleiben mit externen Beratenden über einen langen Zeitraum hinweg haben ihrem Unternehmen dafür zum einen offensichtliche Unterstützung in Form von individualisierten Schulungen, Weiterbildungen, Coachings und technischen Anwendungen gebracht. Zum anderen wurde durch die externe Begleitung auch Unterstützungsbedarf in Bereichen zutage gefördert, mit denen im Unternehmen niemand gerechnet hat. Gegenseitiges Vertrauen, ein niedrigschwelliges Ansetzen, ein kontinuierliches Dranbleiben von beiden Seiten, kurze Wege und schnelle Reaktionen sind aus ihrer Sicht Grundpfeiler einer erfolgreichen und langfristigen Begleitung durch Externe.

 

Für die Bundesagentur für Arbeit stellte Frau Anke Döring das Qualifizierungsprogramm der individuellen Lernbegleitung vor. Der Ausgangspunkt ist die Transformation der Arbeitswelt, mit der verstärkt u.a. Handlungskompetenzen, lebensbegleitendes Lernen, Problemlösungskompetenzen und die Fähigkeit zu mobilem Lernen einher gehen. Das Qualifizierungsprogram der Bundesagentur für Arbeit greift diese Aspekte auf und setzt sie in einer kompetenzorientierten, individuellen, arbeitsplatznahen, handlungsorientierten und eigenverantwortlichen Lernbegleitung um. 

 

Diskussion und Austausch zu Fragen der internen und externen Lernprozessbegleitung

In der an die Einzelbeiträge anschließenden, angeregten Diskussion wurden zum einen die generelle Notwendigkeit von Weiterbildungsbegleitung und dabei insbesondere notwendige Bedingungen für die Kontinuität, Verlässlichkeit und möglichen Übergaben (Verweise) thematisiert. Auch die Finanzierung der Weiterbildungsbegleitung wurde dabei angesprochen sowie die Dringlichkeit, dass Weiterbildungsbegleitungen für die Unternehmen einen offensichtlichen Mehrwert haben müssen, damit Unternehmer:innen auch selbst in solche Prozesse investieren. Zum anderen wurde die Professionalisierung von betrieblicher Weiterbildungsbegleitung und dabei vor allem die benötigten Instrumente diskutiert, um den Bedarfen gerecht werden zu können: Analog zur AEVO („Ausbilder-Eignungsverordnung“) wurde eine Qualifizierung zum Nachweis über die Eignung für die Weiterbildungsberatung und -begleitung („WEVO“) als besonders dringlich artikuliert. Daneben wurde die Bedeutung einer ressort- und institutionenübergreifenden Bündelung und des Zugangs zu Projektergebnissen hervorgehoben.

 

Auch bei diesem Treffen waren sich die Anwesenden einig, dass es weiterer Austausch-Termine bedarf, um die vorhandenen Strukturen zu festigen. Es muss noch mehr darum gehen, Ressourcen zu bündeln und Synergien zu nutzen. Die Initiator*innen der beiden Fachforen prüfen eine – dann in diesem Rahmen letzte – Gelegenheit eines Treffens und zugleich Abschlusses des Projekts ProfiWB im September 2022. Zu klären wird dort sein, ob und wie sich die Weiterbildungsakteure auch zukünftig austauschen wollen, und welche Formate dafür eingesetzt werden können und sollen. 

 

Wir als Initiator*innen sehen in der Fortführung der Veranstaltungen die große Chance, mehr über die Arbeit der anderen Institutionen zu erfahren und so Beratungsansätze besser miteinander in Einklang zu bringen. Der Austausch ist zudem für eine dauerhaft zu etablierende, gegenseitige Verweisberatung überaus sinnvoll. In diesem Sinne freuen wir uns sehr auf den weiteren Austausch und die künftige Zusammenarbeit. 

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